USA vs. China – was bedeutet der Handelsstreit für deutsche Händler?
Was bedeutet der Handelsstreit zwischen den USA und China für deutsche Händler? Logistikexperte Micha Augstein ordnet die Lage ein.
Zoll-Pause, Vorwürfe, Verstöße: Die Situation ändert sich täglich
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist ein hochaktuelles Thema – auch für Europäer. Auch wenn es gerade nach einer Einigung aussieht, waren die letzten Wochen turbulent.
Aber hier mal ein kleiner Überblick:
Die Lage hat sich nicht erst seit der Amtseinführung des derzeit sitzenden US-Präsidenten zugespitzt, der Zollstreit begann schon 2024 unter Joe Biden. So wurden im Mai vergangenen Jahres umfassende Strafzölle auf eine Vielzahl chinesischer Produkte eingeführt. Die Begründung: Die heimische Industrie schützen und unfaire Handelspraktiken bekämpfen. Die konkreten Maßnahmen umfassten eine große Bandbreite: Von Solarzellen über Stahl und Aluminium bis hin zu Medizinprodukten.
Das Ergebnis: Chinesische Waren wurden vom amerikanischen Markt ausgeschlossen. Insgesamt ging es bei diesen Maßnahmen um chinesische Importe im Wert von etwa 18 Milliarden US-Dollar.
Unter Präsident Trump wurden in diesem Jahr nun neue Zölle erhoben und diese haben bereits deutliche Spuren hinterlassen. Im April 2025 sanken die US-Warenimporte dann um knapp 20 Prozent im Vergleich zum Vormonat und fielen damit von 344 Milliarden auf 276,1 Milliarden US-Dollar. Vorausgegangen war eine massive Lageraufstockung der Unternehmen im März, die sich so auf die geplanten Strafzölle vorbereitet haben. Die Folge: Die durchschnittlichen US-Zollsätze erreichten einen historischen Höchststand. Das US-Warenhandelsdefizit halbierte sich nahezu von 163 auf 87,6 Milliarden US-Dollar.
Festzuhalten ist, dass es sich hierbei um eine kurzfristige Marktreaktion handelt, die aufgrund der politischen Eingriffe resultiert. So erschreckend der historische Höchststand scheint, ist jedoch damit zu rechnen, dass sich nach den erhöhten Importen im März und dem darauf folgenden Defizit im April die Importe wieder ein Stück weit einpendeln werden.
Die Gegenmaßnahmen – zunächst sanfter als erwartet
2024 fiel die Reaktion Chinas noch milde aus. Die Regierung nahm die Zölle als taktische Handlung während des Wahlkampfs wahr. Anfang 2025 war es dann anders: Es gab Strafzölle auf verschiedene Güter wie Kohle- und Gasimporte, ebenso wie stärkere Kontrollen beim Export. Hinzu kamen noch Zusatzzölle auf alle US-Importe. Dann entspannte sich die Lage durch die anhaltenden Verhandlungen wieder und die Höhen dieser Zusatzzölle wurden drastisch gesenkt. Und abgesehen von der Eskalation mit den USA verfolgt China übrigens eine Diversifizierungsstrategie, um die Abhängigkeit von den USA und anderen westlichen Ländern zu reduzieren. Beim Handel mit den westlichen Staaten ist das bereits bemerkbar.
Der Anteil des chinesischen Handels mit den G7-Staaten ist von 48% im Jahr 2000 auf 30% im Jahr 2024 gesunken.
Doch was ziehen wir daraus? Was sind die Folgen für die Weltwirtschaft?
Die indirekten Folgen
Viele Ökonomen warnten in den letzten Wochen vor einer Zuspitzung der Situation und den darauf folgenden Auswirkungen für Europa. Denn ein Handelskonflikt zwischen den USA und China hat weitreichende Folgen für die globale Wirtschaft. Die konkreten Folgen sind:
- steigende Inflation
- Unsicherheiten auf den Finanzmärkten
- eine mögliche globale Rezession
- Störung der Lieferketten
- Blockade von Investitionen
Als eng verflochtener Wirtschaftsraum spürt die EU schon jetzt die indirekten Effekte des Konflikts – sei es durch gestörte Lieferketten, Preissteigerungen bei Rohstoffen oder eine gedämpfte globale Nachfrage. In diesem Umfeld gewinnen strategische Fragen an Bedeutung: Wie kann sich Europa unabhängiger aufstellen, wirtschaftliche Resilienz stärken und eigene Schlüsselindustrien absichern? Klar ist: Der Handelsstreit der Großmächte ist längst kein fernes Thema mehr – er betrifft Europas wirtschaftliche Stabilität und Zukunftsfähigkeit unmittelbar.
Übrigens verzeichnet die USA derzeit nicht nur gegenüber China einen negativen Saldo, sondern gegenüber fast allen wichtigen Handelspartnern. Besonders hoch fällt das im Warenhandel mit der EU, Mexiko, China und auch Deutschland aus – unter anderem im Bereich Kraftfahrzeuge.
Direkte Folge: Umleitung überschüssiger Waren nach Europa
Neben den generellen Folgen löste der Handelsstreit in den letzten Wochen auch eine ganz konkrete Sorge bei europäischen Ökonomen und Entscheidungsträgern aus: Wegen der US-Strafzölle ist China weiterhin auf der Suche nach neuen Absatzmärkten. Und trotz der Diversifizierungsstrategie ist und bleibt Europa ein bedeutender Handelsplatz. Doch sieht die EU sich mit einer Flut günstiger chinesischer Produkte konfrontiert. Egal ob in der Elektroauto- oder Stahlindustrie – Spannungen waren und sind in den letzten Wochen und Monaten zu spüren. Auch in Deutschland beklagten einzelne Branchen in den letzten Wochen einen Anstieg billiger chinesischer Importe. Seit Oktober 2024 gelten bereits Strafzölle auf Elektroautos von China. Abgesehen davon, reagiert die EU-Kommission verhalten und will prüfen und beobachten, wie sich die Lage entwickelt.
Kühlen Kopf bewahren in hitzigen Zeiten
Was wir gemerkt haben: Wenn die beiden größten Volkswirtschaften streiten, passiert dies nicht in einem Vakuum. China hat durch die Suche nach neuen Absatzmärkten die EU konkret involviert. Europäische Händler spüren in vereinzelten Branchen die Folgen des Konflikts. Die EU stand in den letzten Wochen vor dem Balanceakt, ihre Industrie wirksam gegen die zunehmende Konkurrenz durch preiswerte chinesische Importe abzusichern – ohne dabei einen eigenen Handelskonflikt zu provozieren. Sowas birgt insgesamt Risiken für den europäischen Binnenmarkt und könnte auch weitreichende Folgen für das globale Wirtschaftssystem nach sich ziehen.
Derzeit ist aber wieder Aufatmen gesagt. Bei den jüngsten Verhandlungen näherten sich die USA und China erneut an. So wurde vom amerikanischen Präsidenten selbst eine Einigung verkündet. Es solle an der derzeitigen Pause der Zusatzzölle festgehalten werden und bis Juli die niedrigeren Zölle, auf die sich bereits im Mai geeinigt wurde, noch in Kraft bleiben. Jedoch hält sich China mit der Zustimmung dieser Neuigkeiten zurück. Fortschritte wurden bestätigt, konkrete Einzelheiten der Umsetzung hingegen nicht. Ökonomen sind sich aber einig: Es ist ein Schritt in die richtige Richtung.
In solch unsicheren Zeiten ist es ratsam, einen verlässlichen und starken Partner an der Seite zu haben. PARCEL.ONE ist ein Logistikunternehmen, das sich auf das Cross-Border-Geschäft spezialisiert hat. Egal ob es um Lagerung, Pick & Pack oder Cross-Docking geht, PARCEL.ONE hat die passende Lösung für jeden.

Über den Autor
Micha Augstein
Micha Augstein ist Gründer und Geschäftsführer von PARCEL.ONE. Das Unternehmen agiert weltweit und ist spezialisiert auf den grenzüberschreitenden Versand von B2C- und D2C-Brief- und Paketsendungen.